Telefé und Artear in Argentinien
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Unattraktiver Dialekt? |
Argentinische Telenovelas spielen auf
dem internationalen Markt kaum eine Rolle. Einer Einschätzung zufolge
liegt das an der spanischen Sprache, die sich in ihrer Aussprache in
Argentinien in einigen Aspekten von anderen Ländern unterscheidet.
Allerdings ist sie nicht so anders, als dass sie nicht in anderen
Ländern mühelos verstanden würde. |
Keine Export-erfahrungen? |
Ein anderer Grund könnte darin liegen,
dass argentinische Unternehmen ihren Export nicht ausreichend
professionalisiert haben und/oder keinen Zugang zu den Märkten finden.
So gründeten die argentinischen Sender erst seit den neunziger Jahren
Exportabteilungen. |
Ein anderer Stil? |
Der erfolgreiche Telenovela-Autor
Alberto Migré ist der Meinung, der fehlende Erfolg sei darauf
zurückzuführen, dass die argentinischen Produzenten sich nicht trauen
würden, starke Gefühle zum Ausdruck zu bringen: "So lange wir das
Gefühl verbergen, so lange wir uns für die Liebe und die Gefühle
schämen, entgleitet uns die Telenovela."
In der Tat sind die argentinischen Telenovelas in ihrem Stil eher
zurückhaltend, was die Darstellung von Gefühlen angeht. Sie
entsprechen von allen lateinamerikanischen Novelas am ehesten den in
Deutschland verbreiteten Präsentationsformen. |
Lieber Serien? |
Die argentinischen Telenovelas sind nicht unattraktiv. Auf dem eigenen und dem
Markt des Nachbarlandes Uruguay finden sie guten Anklang. Allerdings
sind in Argentinien produzierte Serien, meistens Komikprogramme,
beliebter beim argentinischen Publikum, so dass es kaum Telenovelas
zur Hauptsendezeit gibt. So hat sich denn auch die
Telenovela-Produktion in Argentinien im Laufe der Jahre verringert.
Von insgesamt etwas über 400 Telenovelas seit Beginn des
argentinischen Fernsehens gab es die meisten Produktionen 1963,
nämlich 35. In den neunziger Jahren wurden 10 Telenovelas pro Jahr
produziert, heute sind es noch weniger. Selbst importierte Telenovelas
gibt es nicht so viele wie in anderen lateinamerikanischen Ländern. |
Nur für Frauen? |
Der Grund dafür scheint in der
Auffasung der Programmverantwortlichen zu liegen, Telenovelas seien
eben eine klassische Frauensendung. So sagte z. B. der langjährige
Produzent Raúl Lecouna, es sei schwierig, Telenovelas, die nun mal ein
Genre für Frauen seien, zu einer Zeit zu senden, in der die Männer zu
Hause seien. |
Argentinische Telenovelas sind
anders? |
In Argentinien herrscht die Meinung,
international ließen sich traditionelle Telenovelas besser verkaufen,
für den argentinischen Markt seien jedoch moderne Inhalte
erforderlich. Der Forscher Ricardo Manetti meint, Argentinien und
Brasilien hätten die gewagtesten Produktionen. |
Der durchschlagende Erfolg? |
Ein weiterer Grund, warum
argentinische Telenovelas den "Durchbruch" auf die internationalen
Märkte noch nicht geschafft haben, könnte darin liegen, dass es noch
keine argentinische Telenovela gab, die so einen durchschlagenden
Erfolg gehabt hätte, um damit die Türen bei Sendern öffnen zu können,
wie es z. B. bei den kolumbianischen
Telenovelas der Fall war. |
Telefé
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Die Nähe zu Europa |
Telefé gründete erst 1994 eine
Exportabteilung und vertrieb auch die Produktionen des Senders Azul
Televisión, der vor kurzem von der Unternehmensgruppe getrennt wurde. |
und zum Norden |
Telefé exportiert mehr nach Osteuropa als
auf den amerikanischen Kontinent. Dem osteuropäischen Publikum gefällt
das europäischere Aussehen der Darsteller. Besonders mit der
Produktion "Muñeca Brava" konnten Telefé sich einen Namen machen.
Diese Novela wurde nicht nur in viele osteuropäische Ländern verkauft,
sondern auch sehr erfolgreich bei Telemundo in den USA gezeigt. Sie
war der Angelpunkt, mit dem die Argentinier einen Fuß in die Tür des
US-amerikanischen Marktes bekamen. Denn gleich darauf schlossen sie
mit Telemundo ein Abnahmeabkommen. Auch mit der Telenovela "Xica"
konnte Telemundo Erfolge verbuchen. |
Artear
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Anders als die anderen |
Artear bemüht sich um moderne, anspruchsvolle Produktionen mit
guten Schauspielern und humorvoller Darstellung, ohne Melodramatik zu
sehr zu strapazieren. Die Produktionen entsprechen am ehesten
deutschen Rezeptionsgewohnheiten. Außerdem wird versucht, die
Telenovela-Muster auf den Kopf zu stellen. So verliebt sich in "El
Sodero de mi vida" nicht das arme Mädchen in den schönen, jungen,
reichen Mann, sondern die schöne, reiche Frau in einen armen, älteren,
nicht gut aussehenden Mann, der aber trotzdem attraktiv ist, weil er
viel Charme hat. |
Anderer Hintergrund |
Zwei der drei Telenovelas pro
Jahr, die Artear in Auftrag gibt,
produziert Pol-ka, eine Firma, die auch international
beachtete Kinofilme drehte (z. B. "El hijo de la novia"). Die dritte
wird von "Producciones Estevanez" hergestellt. |
Zum ersten Mal die argentinischen
Männer als Fans |
Artear hat mit
der Telenovela/Serie "Son Amores" auch den Versuch unternommen, die Männer
als Telenovela-Fans zu gewinnen. Dort geht es um einen
Fußballschiedsrichter und um junge Männer, die Fußballstars werden
wollen. Tatsächlich ist ein Erfolg gelungen mit Einschaltquoten von bis
zu 30%. |