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Televisas nationaler Konkurrent TV Azteca

Erst 1993 wurde ein Fernsehunternehmen gegründet, das Televisa in Mexiko ernsthaft Konkurrenz machen kann. Die bis dahin staatlichen Kanäle 7 und 13 wurden verkauft und werden seitdem privatwirtschaftlich betrieben. Auf Kanal 13 werden seitdem regelmäßig 4 Stunden täglich Telenovelas gezeigt.

Hohe Ansprüche

Die Macher der Telenovelas von TV Azteca traten mit hohen Ansprüchen an: sie wollten die Serien mit besserer visueller und technischer Qualität zeigen und sie wollten Themen ansprechen, die bis dahin in mexikanischen Telenovelas ein Tabu waren.
Viele der Telenovela-Produzenten, die bei bzw. für TV Azteca arbeiten, kommen vom Journalismus. Sie sahen die Chance, kritische politische Inhalte in die Telenovelas zu integrieren, so wie es auch in anderen Ländern wie Brasilien und Kolumbien üblich ist. Das sollten Inhalte sein, die sonst keine Chance haben, im mexikanischen Fernsehen thematisiert zu werden. Außerdem wollten sie weg von dem Jugendkult der Novelas und die Themen der Altersgruppen behandeln, die sonst nicht vorkommen.

Neue Themen

Das Ergebnis sind zum einen Geschichten, in denen korrupte Politiker vorkommen, die die Bösen der Novela darstellen. Selbst der Mord an dem Präsidentschaftskandidaten Donaldo Colosio 1994 wurde in einer Telenovela behandelt. Zum anderen kommen häufig Frauen und Männer mittleren Alters vor, deren Ehe in die Brüche geht und die eine Beziehung mit wesentlich jüngeren Partnern bzw. Partnerinnen eingehen. Auf dem Spiel steht die Frage, ob die Protagonisten diese Beziehung gegen moralische Bedenken von außen und gegen die Unterschiedlichkeit der Partner durchsetzen können und wollen. Eine weitere, häufig behandelte Thematik sind Frauen, die eine blendende Karriere machen, ihre (männlichen) Vorgesetzten beeindrucken und sich gegenüber den neidischen (männlichen) Kollegen behaupten.
Sehr viel häufiger als in den „klassischen“ Telenovelas stehen Männer im Mittelpunkt des Interesses und bilden das Identifikationsobjekt. Außerdem enthalten viele der Geschichten einen hohen Anteil von Krimi- und Action-Elementen.

Kein Risiko eingehen

Ebenso wie bei Televisa werden auch bei TV Azteca sehr häufig schon erfolgreich gewordene Drehbücher als Basis für die eigenen Produktionen genommen. So wurde zum Beispiel sehr schnell nach dem großen Erfolg der kolumbianischen Telenovela „Café con aroma de mujer“ (Kaffee mit Frauenaroma) eine eigene Version der Geschichte mit dem Namen „Cuando seas mía“ (Wenn du mir gehörst) produziert. Es wurde tatsächlich auch ein Erfolg.

Der Durchbruch

1996 landete TV Azteca einen ersten beachtlichen Erfolg mit der Krimi-Novela „Nada Personal“ (Nichts Persönliches). Der endgültige Durchbruch gelang 1997 mit „Mirada de mujer“ (Frauenblick), die auf über 25% der Einschaltquoten kam – eine Sensation in dem Land, in dem die mächtige Konkurrenz Televisa stets den Markt beherrschte. In „Mirada de mujer“ wird von einer Ehefrau und Mutter erzählt, die nach 30 Jahren Ehe erfährt, dass sie jahrelang betrogen wurde, und sich darauf hin trennt. Sie beginnt ein Verhältnis zu einem sehr jungen Mann. Ihre Kinder und andere Menschen in ihrer Umgebung sind dagegen. Am Ende stellt sich die Frage, ob sie zu ihrem Mann zurückkehrt oder mit dem jungen Partner zusammen bleibt.
Die Telenovela wurde vom Publikum unter anderem deshalb so positiv aufgenommen, weil sie „mal etwas anderes“ darstellte in der Menge an Geschichten, die allzu oft nach dem immergleichen Muster gestrickt sind.

Andere Zielgruppen

Ein Erfolg diesen Ausmaßes konnte TV Azteca jedoch nicht wiederholen. Während Televisa seine Telenovelas weiterhin überwiegend bei über 20% Einschaltquote positioniert, erreichen die erfolgreichen Produkte TV Aztecas in Mexiko um die 10%. Allerdings gelang es dem Unternehmen, eine besser verdienende Publikumsgruppe mit höherem Bildungs- und Qualifikationsniveau zu erreichen. Sprecher von TV Azteca zeigen sich sehr zufrieden mit dieser Entwicklung und heben hervor, dass sie mit ihren Produkten nicht auf die große Masse abzielen, sondern auf das für die Werbung attraktive Publikum.

Unterm Strich

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass TV Azteca tatsächlich eine wesentliche bessere Qualität seiner Telenovelas erzielt. Die Geschichten allerdings überzeugen nicht so sehr. Die beruflich erfolgreichen Frauen und die altersmäßig unterschiedlichen Beziehungen wiederholen sich allzu oft im melodramatischen Einerlei. Nur wenige Telenovelas können sich tatsächlich erfrischend absetzen. Dazu kommt, dass viele Geschichten von TV Azteca sehr viel stärker aus männlicher Perspektive erzählt werden, und das muss man nicht unbedingt als Qualität oder als Erfolg betrachten. Denn die klassische Telenovela unterscheidet sich gerade dadurch von den US-amerikanischen Fernsehprodukten, dass sie vom weiblichen Publikum bevorzugte Inhalte in den Vordergrund stellt.