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Globo und SBT in Brasilien


Der Konzern Globo

 

Der brasilianische Konzern erzielt im eigenen Land für seine zu 80% selbst produzierten Programme Ratings zwischen 6O und 9O%. Seine Telenovelas werden von 75 Mio. Zuschauern gesehen.
Das Exportgeschäft des Unternehmens begann 1975. Seitdem exportierte Globo seine Telenovelas in weit über 100 Länder der Welt, auch wenn die Produktion auf den nationalen Markt ausgerichtet ist. Das große Problem Globos besteht darin, dass seine Telenovelas für den Export auf den wichtigsten Markt – dem amerikanischen Kontinent - synchronisiert werden müssen. Das verursacht zusätzliche Kosten, und so ziehen es die Sender vieler Länder vor, die spanischsprachigen Novelas zu kaufen.
Globo begann mit dem Aufbau des Unternehmens sehr viel später als Televisa. 1965, nach einer achtjährigen Aufbauphase, ging der Kanal das erste Mal auf Sendung. Bevor das Unternehmen begann, gab es schon drei andere große Fernsehstationen - TV Tupi, TV-Bandeirantes und TV-Santos - und einen staatlichen Kanal - Funteve -. 1983 kam ein weiterer starker Konkurrent - TV Manchete - dazu.
Mit gutem Personal, modernster Technik, durch straffes Management, langfristige Planung und ausgeklügelte Verkaufsstrategien konnte sich Globo schließlich gegen die Konkurrenten durchsetzen.

TV Tupi macht den Anfang

Täglich gesendete Telenovelas gab es in Brasilien ab 1963 regelmäßig. Vorher war auch dort - als erstes von TV Tupi 1951 - Teleteatro ausgestrahlt und von US-Firmen gesponsert worden. Bis Mitte der sechziger Jahre handelte es sich nicht um brasilianische Geschichten, sondern zunächst wurden Novelas aus Argentinien, Mexiko und Kuba übersetzt und angepasst. Von da an wurden sie zunächst von Globo und dann auch von anderen Unternehmen umgeschrieben und mit eigenen Elementen versehen. Die TV Tupi konnte 1968 mit ihrer Geschichte "Beto Rockefeller" den ersten herausragenden Telenovela-Erfolg verbuchen. In ihr gab es eine Reihe neuer Komponenten, die für die brasilianische Telenovela Schule machten. Die Geschichte war stark an die brasilianische Realität, die Dialoge an die Alltagssprache angelehnt. Die Hauptfigur zeigte in ihrem Charakter auch Widersprüchlichkeiten. Der Szenenablauf wich von seinem strengen Muster ab, die Kamera hatte mehr Bewegungsfreiheit und die Bildgestaltung wurde dem Text mehr angepasst, was u. a. mit mehr Außenaufnahmen erreicht wurde.

Globos Telenovela-Produktion

Von da an stellte Globo seine Strategie um und etablierte die Erfolgsrezepte von "Beto Rockefeller". Hoher technologischer Einsatz, qualifizierte Leute, filmästhetische Innovationen mit einer relativ agilen Kinotechnik und intensive Zuschauerforschung verhalfen Globo überdies, die Konkurrenten mit den eigenen Telenovelas zu überholen.
Der Fernsehkonzern konnte qualifiziertes Personal gewinnen, weil die Kulturschaffenden unter der Militärregierung wenig und schlechte Arbeitsmöglichkeiten hatten und engagierte, kritische Kulturarbeit verboten war. Deshalb gingen die arbeitslosen Künstler zum Privatfernsehen und versuchten dort, ihr politisches Engagement auf subtile Art und Weise in den Geschichten einzubringen. Gerade die subtilen Anspielungen bescherten den Telenovelas einen besonderen Reiz, weshalb sie später sogar mit Vorsatz in die Geschichten eingebracht wurden.

Globos Produktionsroutinen

Anders als in Mexiko ist die Herstellungsweise der Novelas nicht von den jeweiligen Produzenten abhängig, obwohl hier wie dort die Realisierung des Drehbuches an Produktion, Dekoration und Regisseure verwiesen wird, sondern jede Novela wird nach dem gleichen Produktionsschema hergestellt. Am Drehbuch arbeitet ein Autor bzw. eine Autorin mit Team. In einer eigenen Abteilung überprüfen erfahrene Autoren und Autorinnen die Drehbücher, bevor sie ins Studio gehen. Auch in Brasilien wird die Haupthandlung oft anderen populären Geschichten entnommen. Allerdings wird sehr stark auf nationale Erzählungen zurückgegriffen.
Eine Geschichte wird ausgestrahlt, wenn die ersten 15 Kapitel produziert sind. Ein Exposé‚ für die ganze Geschichte wird am Anfang erstellt, kann sich jedoch im Laufe der Produktion verändern.
Ist eine Serie auf Sendung, werden intensive Zuschauerbefragungen durchgeführt. Je nach den Äußerungen des Publikums werden Drehbuch und deren Autoren, Schauspieler und Regie belassen, verändert oder ausgetauscht. Jede Novela versucht, auf bestimmte regionale Eigenheiten Bezug zu nehmen.
Mit sehr geringem Vorlauf (zwei Wochen) und unter hohem Zeitdruck werden die Geschichten geschrieben und gedreht. Das sehr knapp gehaltene Drehbuch lässt viel Spielraum für Regie und Schauspieler und stellt damit gleichzeitig hohe Anforderungen an sie. Die Szenen werden gleich von mehreren Kameras auf einmal gedreht und hinterher wird die beste Aufnahme ausgewählt.

Zielgruppen

Noch lange vor Televisa hatte Globo eine strenge Einteilung der Sendezeiten für den jeweiligen Charakter der Geschichten. Um 18 Uhr wird eine Novela mit einem historischen Thema gezeigt und/oder ist überwiegend an Frauen und Kinder gerichtet. Um 19 Uhr folgt die seichte Komödie, um 2O Uhr gibt es eine realitätsnahe Geschichte, die sich an ein breites Publikum wendet, und nach einer Stunde mit einem anderen Programm beschließt um 22 Uhr eine Novela für das anspruchsvollere Publikum den Telenovela-Tag.

SBT

Televisión Silvio Santos (SBT) ist im Bereich der Telenovela-Produktion kein Konkurrent für die anderen Unternehmen. In Brasilien allerdings macht SBT Globo nicht unerhebliche Publikumsanteile durch die Ausstrahlung importierter Telenovelas streitig. Das begann mit einigen überraschenden Erfolgen 1991, als SBT die Telenovelas "Rosa Salvaje" und "Carrusel" (letztere außerordentlich schwülstig) zeigte. Globo ließ sich dadurch mit der Zeit sogar insofern beeinflussen, als auch dort wieder stärker romantisierte Produktionen ausgestrahlt werden.