was ist das?
ihre
geschichte
wie sie entstehen
die konkurrenz
der streit darum
... aber wir sehen sie alle
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Was ist eine Telenovela?
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Der Unterschied zur Soap Opera |
Gemeinsam haben Telenovela und Soap
Opera das offene Ende jeder Folge, den Cliffhanger. Außerdem werden
beide täglich ausgestrahlt und von Werbung unterbrochen.
Die Soap Opera enthält jedoch mehrere gleichberechtigte
Handlungsstränge, die auf unbegrenzte Zeit wach gehalten werden. Damit
das Publikum darin nicht die Übersicht verliert, werden immer nur drei
Handlungsfäden parallel erzählt (Drei-Strang). Die mexikanische
Telenovela weicht von dem auf Unendlichkeit angelegten
Handlungsentwurf ab und hat das Publikum daran gewöhnt, ein Happy End
zu erwarten (nur in Ausnahmen gibt es ein trauriges Ende). Sie hat
eine auf wenige Monate begrenzte Erzählzeit und eine Haupthandlung,
mit der fast alle Nebenhandlungen verknüpft sind. Dadurch wird der
Multiplot möglich, d. h. eine Vielzahl von Handlungssträngen wird
gleichzeitig erzählt, ohne das Publikum zu verwirren. Denn die
Haupthandlung steht im Vordergrund und die Nebenfiguren sind mit den
Protagonisten auf eine wie auch immer geartete Weise verbunden. |
Der dramaturgische Aufbau |
Wie bei einem Spielfilm findet sich in
der Telenovela die Einteilung der Handlung in drei Akte. Nachdem die
Hauptfiguren vorgestellt wurden, beginnt die Handlung so früh wie
möglich mit der Entwicklung eines Konfliktes. Dieser Konflikt gipfelt
zwischen der dreißigsten und der fünfzigsten Folge in einer Krise. Die
krisenhafte Situation, in der die Guten unter den von den Bösen
verursachten Widrigkeiten leiden und versuchen, sich dagegen zu
behaupten, wird bei der Telenovela so lange wie möglich ausgedehnt.
Hier lassen sich viele Erzählschleifen einbauen, die durch die
Hauptfiguren zusammengehalten werden. Etwa dreißig Folgen vor dem Ende
der Telenovela wendet sich das Schicksal zugunsten der Guten, die in
den letzten fünf Folgen alle ihre Sorgen gelöst sehen. Hierin besteht
ein wesentlicher Unterschied zur nie (glücklich) endenden
US-amerikanischen Soap Opera. |
Das Netz des Bösen |
Die Kunst des Telenovela-Schreibens
besteht darin, die Spannung über einen langen Zeitraum aufrecht zu
erhalten, die dadurch erzeugt wird, dass das Publikum unbedingt wissen
will, wie der Hauptkonflikt gelöst wird. Außerdem müssen die
Nebenhandlungen so geschickt mit den Hauptfiguren verbunden werden,
dass sich ein komplexes Netz an Beziehungen entwickelt. |
Verlängerungen |
Sehr erfolgreiche Geschichten werden
an geeigneten Stellen verlängert, selbst wenn das Ende schon gedreht
und geschnitten ist. Die Schurkin oder der Schurke können noch einen
weiteren Angriff starten oder die Nebenfiguren stolpern in neues
Unglück. Auch neue Figuren können auftauchen. |
Die „typischen“
Inhalte einer Telenovela
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In einer Telenovela treten zwischen 30
und 60 Figuren auf, die fast alle miteinander verstrickt sind, wobei
die drei Hauptfiguren Heldin, Held und Böse oder Böser das Zentrum
dieser Verstrickungen darstellen und in irgendeiner Weise in die
obligatorischen Liebesdreiecke verwickelt sind. |
Klassisches Melodrama |
Die Telenovela folgt - auf der Basis
der melodramatischen Grundstruktur - immer demselben Handlungsschema:
in eine anfängliche Ordnung tritt das Böse und versetzt die Guten in
einen Zustand der Ohnmacht. Helferinnen und Helfer der Heldin
durchschauen das Spiel, doch die Schurkin oder der Schurke ist immer
einen Schritt voraus. Schließlich hilft das Schicksal, bringt das Böse
zu Fall und setzt die moralische Ordnung wieder in Kraft. Zusätzlich
wird die Konfliktlösung dadurch behindert, dass einige Figuren
bestimmte "Geheimnisse" nicht kennen und entweder nach und nach oder
erst ganz am Ende entdecken. |
Märchen |
Es ist nicht zu verkennen und wird
auch von Televisa häufig betont, dass sich die Telenovela klassischer
Märchenmotive bedient. Neben dem "Aschenputtel" (die Liebe zwischen
armem Mädchen und reichem Jüngling wird durch Intrigen bedroht) ist es
vor allem das des "Schneewittchens" (böse Stief- oder Schwiegermutter
schafft gutem Mädchen Leiden), das sehr häufig für Telenovelas benutzt
wird. Die Heldinnen, die am Ende ihre reiche Mutter wieder finden,
sind vergleichbar mit Prinzessinnen, die bis zum Schluss nicht wissen,
dass sie es sind. Macht und Reichtum der Bösen sind oft so groß, dass
sie an Märchenköniginnen erinnern, deren Häuser (Schlösser) allerdings
nach der neuesten Mode eingerichtet sind. |
Das Melos im Drama |
Markenzeichen der Telenovela wurde die
intensive Ausprägung des „Melos im Drama“: das Gesprochene wird durch
Musikuntermalung und Mimik (als stummer Begleitmusik) intensiv
verstärkt. Was die Worte nicht an Empfindungen mitteilen können,
übernimmt die musikalische Untermalung. Die Telenovela-Fans lassen
sich gerne von dieser mehr als eindeutigen Darstellung mitreißen und
loben die Darsteller und Darstellerinnen für deren Arbeit. |
Die verschiedenen Telenovela-Typen
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In Lateinamerika werden
Telenovelas mittlerweile für die unterschiedlichen Publikumsgruppen
jeweils anders ausgestaltet.
- Die „klassischen“, rosaroten Geschichten mit viel Herz/Schmerz
sprechen Frauen und Kinder an und haben auch Frauen und Kinder als
Hauptfiguren.
- Die jugendlichen Novelas behandeln die Themen dieser Zielgruppe
entsprechend und benutzen deren Ausdrucksweisen.
- Das männliche Publikum wird durch „Sex & Crime“ und männliche
Hauptfiguren angezogen.
Seit neuestem werden, vor allem
in Kolumbien, weitere
Unterscheidungen getroffen:
- die klassische (rosarote) Telenovela
- die folkloristische Telenovela, in der viele nationale und
regionale Eigenheiten behandelt werden
- die aktuelle Telenovela (politische und nationale Themen werden
aufgegriffen)
- die humorvolle Telenovela
Spätestens seit dem riesigen Erfolg der Telenovela
„Yo soy Betty,
la fea“ (Ich bin Betty, die Hässliche) ist die humoristische Variante
in ganz Lateinamerika beliebt und wird in Zukunft vermutlich sehr
häufig zu sehen sein.
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